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Le premier mois à Izieu

Salut, 

 

Heute bin ich schon über 4 Wochen hier und deswegen gibt es mal eine grobe Übersicht über die letzten Wochen. Mittlerweile ist nämlich alles in der Wohnung eingerichtet, mehrere Bücher über Izieu habe ich schon gelesen und zwei Führungen auf Deutsch habe ich auch schon gegeben. 

Vor zwei Wochen am Wochenende habe ich Besuch von meiner Familie bekommen und konnte sie bei meiner allerersten Führung an meinem bisherigen Wissen über Izieu teilhaben lassen. Mit mindestens 4 Umzugskartons bin ich am Samstag vor fast zwei Wochen dann so richtig eingezogen und kann endlich so kochen und backen und wohnen, wie ich es mir vorgestellt habe. 

Am Sonntag haben wir dann zusammen einen Ausflug nach Chambéry und Aix-les-Bains gemacht und konnten nachmittags bei strahlendem Sonnenschein am Ufer des Sees entspannen und etwas trinken. Im Frühling/Sommer ist es dort bestimmt auch ganz entspannt, also werde ich bestimmt in nächster Zeit, wenn das Wetter schön ist, wieder dorthin fahren und mich mit einem guten Buch an das Ufer setzen. 

 

Aix-les-Bains

 

 

Chambéry ist auch eine sehr schöne Stadt, vor allem mit den Bergen im Hintergrund, die man zwischen den schmalen Häusern erahnen kann. 



Der Elefantenbrunnen in Chambéry


Vor zwei Wochen waren außerdem Journées d’équipe, also Teamtage, in der Maison d’Izieu wodurch man dann alle ein bisschen besser kennenlernen konnte und man einen Überblick über die verschiedenen Berufe und Aufgabenfelder erhalten hat. Das ist vor allem praktisch, weil ich ab dann wusste, an wen ich mich mit welchen Fragen wenden muss. Im Rahmen davon haben wir auch einen kleinen Spaziergang nach Izieu gemacht, denn das Mémorial befindet sich etwa einen Kilometer unterhalb vom eigentlichen Dorf. So haben wir das Dorf etwas erkundet und konnten zum Beispiel sehen, wo Gabrielle Perrier, die Lehrerin der Kinder der Maison d’Izieu, gewohnt hat. Hier ein paar Bilder von unserem Spaziergang:

 




 

Meine Tage verbringe ich im Moment viel umrandet von Büchern. Das ist vor allem für Führungen als Hintergrundwissen sehr hilfreich, weil man dann anderen und sich selbst gewisse Sachen besser erklären kann und zusätzliche Informationen spontan im Kopf hat. Ich gehe auch generell viel bei Führungen mit und werde im Moment an der Kasse ausgebildet. Es ist schon wirklich komisch, wenn man denkt, wie schnell die ersten Wochen schon rumgegangen sind und was ich in der Zeit schon gelernt und erlebt habe. 

In meinem ersten Monat in Izieu habe ich, zum Beispiel, gelernt, dass durch das Lesen man die Kinder und ihr Leben immer besser kennenlernt und es dadurch manchmal schwierig wird, Distanz zu nehmen. Bekanntermaßen wurden während der Shoah ganze Familien ausgelöscht und in den Konzentrationslagern umgebracht und dann die unschuldigen Gesichter der Kinder und die ihrer Eltern dabei im Kopf zu haben, ist nicht leicht. 

Auch schwer ist es zu wissen, dass es Eltern der Kinder von Izieu gab, die beide den Krieg überlebt haben und jahrzehntelang nach ihrem Kind gesucht haben, jedoch jedes Mal von den Behörden enttäuscht wurden, weil ihr Kind schon jahrelang tot war und in den Gaskammern von Auschwitz von Nationalsozialisten umgebracht wurde. Ebenso liest man die Briefe der Kinder an ihre Eltern, sowie Briefe an Gott, dass er die Familie verschonen möge, und man lernt sie immer besser kennen. Wenn ich Videos vom Prozess Klaus Barbie anschaue und die Zeugenaussagen von Sabine Zlatin, der Gründerin des Hauses, und Ita-Rosa Halaunbrenner, eine Mutter, die ihre drei Kinder und ihren Mann durch Klaus Barbie verloren hat, sehe, bekomme ich wirklich Gänsehaut, weil ihre Worte so berührend sind. 

Es ist also eine sehr bewegende Arbeit, aber auch eine unfassbare wichtige Arbeit, was sich zum Beispiel in den Diskursen der führungsgebenden Personen spüren lässt, wenn ich bei Führungen mitgehe. Das Engagement der Menschen, die hier arbeiten, macht sich aber auch in anderen Bereichen bemerkbar. 

Besonders das Folgen der Führungen macht mir Spaß, weil mich der Austausch mit den Menschen, die oft Izieu zum ersten Mal sehen, wahnsinnig interessiert. Die Fragen, die dann gestellt werden, und die Reaktionen der Besucher:innen auf das Erzählte ist eine sehr spannende Erfahrung. Auch bei Schulgruppen finde ich es interessant, die Reaktionen auf die Geschichte hier zu beobachten, weil manche von ihnen vieles, was sie hier mitbekommen, noch nie gehört haben. 

Heute habe ich dann auch meine erste Führung auf Deutsch gegeben, indem ich die französische Führung einer Kollegin immer nach ein oder zwei Sätzen auf Deutsch übersetzt habe. Ich war davor sehr aufgeregt, weil ich Inhalte nicht falsch übersetzen wollte, aber die Gruppe war sehr zufrieden mit meiner Übersetzung und ich glaube, dass wir zusammen in der Führung die Tragödie aber auch das Leben des Ortes rübergebracht haben. Ein bisschen schwierig waren jedoch die Zahlen, mit denen ich auf Deutsch schon Probleme habe, aber auf Französisch es dann noch schlimmer wird ;) 

 Aber es war eine sehr schöne Erfahrung und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, auch wenn es sehr anstrengend war und man sich sehr konzentrieren musste. Die Gruppe hat sich am Ende dann auch bedankt und ich habe mit einigen geredet, die sich dann auch gefragt haben, was ich hier mache und wie ich nach Izieu gekommen bin. 

Denn auch interessant sind generell die Reaktionen auf meine Arbeit hier in Izieu. Meistens fragen sich die Besucher:innen irgendwann bei französischen Führungen, wieso ich mit meinem Notizbuch im Hintergrund stehe und mir Sachen aufschreibe. Oft denken sie, dass ich ein Praktikum hier mache und sind dann oft sehr interessiert, wenn ich ihnen erzähle, was ich tatsächlich hier mache und vor allem auch, wie ich hierhergekommen bin. Bisher habe ich nur positive Kommentare auf meinen Freiwilligendienst hier bekommen und besonders ältere Menschen freuen sich dann oft, dass es junge Menschen gibt, die sich unter anderem für den Frieden und die Erinnerung an die Opfer des Zweiten Weltkriegs einsetzen. Dieser Austausch ist bisher eins meiner Highlights, weil er unglaublich bereichernd ist.

Das war’s auch erstmal wieder von mir. Bald werde ich mal einen Blogbeitrag über die Geschichte der Kinder von Izieu machen. 


A bientôt : ) 

Matthea 


P.S.: Hier noch ein schönes Bild vom Sonnenuntergang in der Nähe von Izieu



 

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