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Le mois d’avril

Salut,  

Ich hoffe, es geht euch gut ! 

Die letzten paar Wochen waren unfassbar aufregend und interessant, dass sie so schnell an mir vorbeigezogen sind… 

Ein wichtiger Moment der letzten paar Wochen war auf jeden Fall die Gedenkfeier vom 6. April. Seit Monaten wird dieser Tag vorbereitet, Gäste eingeladen usw., also war ich sehr aufgeregt und gespannt.

An was wird am 6. April erinnert ? 

Vor 79 Jahren, am 6. April 1944, wurden 44 Kinder und 7 Erwachsene, die im Kinderheim der Maison d’Izieu Zuflucht gefunden hatten, verhaftet und deportiert. Gegen halb 9 morgens, am ersten Tag der Schulferien, erschien eine Gruppe von ca. 15 Soldaten der Gestapo aus Lyon und 3 in zivil gekleideten Männern, davon 2 Offiziere der Gestapo, die von Klaus Barbie, einer der Chefs der Gestapo in Lyon, den Befehl bekommen hatten, die jüdischen Kinder und Betreuer:innen zu verhaften und nach Lyon zu bringen. Nur eine der 51 verhafteten Personen wird die anschließende Deportation, die für den Großteil nach Auschwitz ist, überleben, Léa Feldblum, eine der Betreuer:innen. 

Sabine Zlatin, die Direktorin des Kinderheims, ist an diesem Tag nicht in Izieu, sondern in Montpellier, um neue Unterkünfte für die Kinder zu arrangieren, weil sie die drohende Gefahr ahnt. Sie wird am 7. April 1946, über zwei Jahre nach der Razzia, die erste Gedenkfeier organisieren und über 3000 Menschen in Izieu vereinen, um den Kindern und Erwachsenen zu gedenken. Durch eine nationale Spendenkampagne wird es auch möglich sein zwei Gedenkmonumente in Erinnerung an die Razzia von Izieu zu finanzieren; die Gedenktafel, welche am Haus angebracht wird und eine Gedenkstele, die an der nach Izieu führenden Straße im darunter liegenden Dorf an die Kinder und Erwachsenen erinnert. 

Auch dieses Jahr versammelten sich wieder viele Menschen in Izieu, unter anderem Serge und Beate Klarsfeld, die beide erheblich zur Verhaftung von Klaus Barbie über 40 Jahre nach der Razzia beigetragen haben, und bekannte Expert:innen der Shoah. 


Die Gedenkfeier empfand ich als sehr bewegend mit Reden von Serge Klarsfeld und Pierre-André Wiltzer, Sohn von Pierre-Marcel Wiltzer, welcher als Unterpräfekt viel für das Kinderheim getan hat. Es waren auch mehrere ehemalige Kinder der Maison d’Izieu anwesend, die das Kinderheim vor der Razzia verlassen haben. 





 

Nach der Woche des 6. Aprils hatte ich zwei Tage Urlaub, weshalb mich meine Familie zu Ostern besucht hat, um zu sehen, wo ich arbeite und wohne. Zusammen haben wir viel die Gegend erkundet, das gute Wetter genossen, neue Städte angeschaut und natürlich habe ich Ihnen auch eine Führung durch die Maison d’Izieu gegeben. 



In Brangues 


In Morestel



Aix-les-Bains 

Der Wasserfall von Glandieu 

Der Garten der Poeten in Morestel



À propos Führungen, die gebe ich mittlerweile schon seit Längerem alleine und es klappt bisher auch echt gut. Ich kann alle Fragen beantworten und hatte keinen Blackout oder habe wichtige Sachen vergessen, was schonmal echt gut ist…

Gerade sind in Teilen von Frankreich Schulferien, deshalb sind eigentlich alle Führungen jeden Tag gut besucht und voll. In meinen Führungen fühle ich mich nach ein paar Mal jetzt auch relativ selbstsicher, nur am Anfang bin ich immer noch aufgeregt, aber das wird auch mit jeder Führung besser. 

 

Letzte Woche stand dann auch schon das dritte ASF-Seminar an, die Zeit verfliegt gerade echt, weil eben so viel passiert und man dann gar nicht realisiert, wie die Zeit vorbeirennt… 

Das dritte ASF-Seminar fand diesmal im Süden Frankreichs, genauer gesagt in der Nähe von Perpignan, statt. Sehr spannend war der Tag im ehemaligen Internierungslager Rivesaltes, wo ich viel Neues über die Geschichte Frankreichs lernen konnte. Sonst gab es viele interessante Gespräche mit Mitfreiwilligen über die letzten acht Monate in Frankreich, Zukunftspläne, Herausforderungen und Erfolgsmomente. Leider bin ich im Seminar krank geworden und konnte dann eine Wanderung durch die Landschaft nicht mitmachen, aber trotzdem konnte ich einen kleinen Einblick in die Umgebung bekommen, die sich sehr von der Region um Izieu unterscheidet. 

Rivesaltes  

Perpignan 

Das Dorf Mosset, in dem sich unsere Unterkunft befand 

Blick auf Mosset


Als ich vom Seminar zurückgekommen bin, hat alles in Izieu und Umgebung schon sehr schön angefangen zu blühen und es wird auch langsam wärmer. Ich freue mich schon sehr auf die nächsten und letzten paar Monate hier, denn tatsächlich sind es auch nur noch 4 Monate in Izieu… Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht, diesen Blog habe ich auch vor über einem Jahr erstellt und wenn mir zu diesem Zeitpunkt jemand gesagt hätte, dass ich ein Jahr später Führungen auf Französisch gebe und das mir Spaß macht, hätte ich das der Person nie geglaubt ;)




Am Sonntag, den 30. April, ist dann schon die nächste Gedenkfeier anlässlich zum nationalen Gedenktag an die Opfer und Helden der Deportation. Die Gedenkfeier ist viel kleiner, aber ich bin trotzdem schon mal gespannt…


Bonne journée et à bientôt, 

Matthea



















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