Salut,
Am Donnerstag bin ich nach langer Fahrt vollbepackt an meinem Ausreiseseminar angekommen. Ich habe nicht erwartet, dass hier so viele Menschen sind, denn mit den Teamer*innen sind es angeblich um die 140 Menschen. Oft habe ich schon gehört, dass man es sich hier vorstellen kann, als wäre man auf einer großen Klassenfahrt, auf der sich allerdings keiner kennt und man daher oft in unbekannte Gesichter schaut. Jedoch vereint uns alle die Aufregung auf einen neuen Lebensabschnitt.
Schwer war es, sich von zuhause zu verabschieden, auch wenn die nächsten Besuche geplant sind, weil ein Lebensabschnitt mit dem Anfang meines Auslandsjahres jetzt zu Ende geht und, auch wenn ich mich auf die neuen Erfahrungen freue, ich ein wenig traurig bin und es noch sehr surreal finde, in weniger als 2 Wochen in Izieu zu leben.
Bis jetzt habe ich schon viele neue Bekanntschaften geschlossen und fiebere immer mehr Izieu entgegen. Ich kann es kaum noch erwarten, endlich anfangen zu dürfen zu arbeiten und freue mich auf die neuen Erfahrungen und der Alltag in einer fremden Sprache. Hier auf dem Ausreiseseminar sind aber teilweise auch andere Sprachen zu entdecken, diese eben in Form von Dialekten. Zwar bemühen sich alle sehr, hochdeutsch zu reden — ich natürlich auch — aber ab und zu kommt es dann fast schon zu kleinen Kommunikationsproblemen. So habe ich im Gespräch mit anderen zum Beispiel festgestellt, dass man meinen Dialekt besonders hört, wenn ich über meine Heimat rede oder müde bin. Genau dann hört man Sätze von mir wie „des isch jetzt aber net heute oder?“, was andere dann zum Rätseln bringt, wo ich denn herkomme.
Auch habe ich im Gespräch mit anderen festgestellt, dass das Wort „Vesper“ nicht überall in Deutschland verbreitet ist und anscheinend so ein „Baden-Württemberg“-Ding ist. Generell ist es sehr amüsant die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Schulsystemen und Sprachen aller Bundesländer herauszufinden.
Das Programm hier beim Ausreiseseminar ist interessant und mir wird auf jeden Fall nicht langweilig. Es gibt viel zu besprechen, zu lernen und zu entdecken, also ist jedem Tag ein Thema gewidmet. Die Gespräche und das Kennenlernen der anderen Mitfreiwilligen, die in Länder wie Tschechien, die Niederlande und Belgien gehen, war bisher auch interessant, weil wir alle zwar teilweise in den gleichen Projektbereich gehen, aber trotzdem extrem unterschiedliche Erfahrungen machen werden. Wenn man sich zu einem Freiwilligendienst bei ASF entscheidet, wird man grundsätzlich immer von den geschichtlichen Zusammenhängen der NS-Zeit begleitet. Man kann allerdings in verschiedenen Projektbereichen während des Auslandsjahres arbeiten. Zur Auswahl gibt es die historische Bildung, die politische Bildung und der soziale Bereich wie z.B. das Arbeiten mit Menschen mit Behinderung.
Hier beim Ausreiseseminar sind wir in Kerngruppen eingeteilt, die sich nach unseren Projektbereichen richten. Da ich in der historischen Bildung arbeiten werde, bin ich dementsprechend in der Kerngruppe mit dem Schwerpunkt auf historischer Bildung. Dort reden wir zum einen über geschichtliche Inhalte, aber wir reflektieren auch viel im Bezug auf unsere Gefühle und unsere Unsicherheiten wegen dem Freiwilligendienst.
In der Kerngruppe beim Ausreiseseminar |
Witzig ist es auch, manche Gesichter schon vom Online-Auswahlseminar, das im Januar stattgefunden hat, zu erkennen. Im Auswahlseminar wurde ASF als Organisation mit seiner Geschichte vorgestellt und es wurden Einzelgespräche mit möglichen Freiwilligen geführt, um herauszufinden, wer wohin passt und welche eigenen Bedürfnisse bei der Stelle im Ausland abgedeckt werden sollten. Außerdem diskutiert man dann in Kleingruppen und lernt sich ein bisschen besser kennen. Die Zeit seit Januar ist so schnell vergangen und es ist schon fast unvorstellbar, dass ich heute in einem Jahr schon wieder fertig bin, obwohl es bisher noch gar nicht richtig angefangen hat.
Ich freue mich auf jeden Fall auf die nächsten Tage und besonders auf die Orientierungstage in Paris.
Euch eine schöne Woche :)
A bientôt !
Matthea