Salut,
Jetzt plötzlich mal zwei Posts so knapp hintereinander ist untypisch für meinen Blog, aber es gibt viel zu erzählen!
Heute ist Sonntag und damit stand heute der traditionelle Entsendegottesdienst der ASF-Freiwilligen in Berliner Gemeinden auf dem Programm. Für mich und drei andere Jugendliche, die in komplett andere Länder und Projektbereiche gehen wie ich, hieß das, einen katholischen Gottesdienst in der Herz-Jesu Kirche in Berlin-Charlottenburg zu besuchen. Als gestern Abend bekannt wurde, dass die Freiwilligen sich und ihre Arbeit kurz in den Gottesdiensten vorstellen müssen, hat die Aufregung deswegen heute Morgen schon angefangen und damit zum ersten Mal die Aufregung wegen Izieu von Platz 1 verdrängt. Vor Leuten sprechen ist nämlich mal so gar nicht mein Ding ;-)
Letztendlich bin ich aber dieser Tradition trotzdem sehr dankbar, weil dieser Gottesdienst nochmal einen festlichen Rahmen bot, sich segnen und verabschieden zu lassen. Auch wenn ich nicht mehr oft in die Kirche gehe, weil dazu in den letzten Monaten keine Zeit war, war der Gottesdienst sehr schön und ich habe mich sehr mit meiner Heimat verbunden gefühlt, weil es eben die gleichen Abläufe im Gottesdienst gab, Melodien mir bekannt vorkamen und das hat mich letztendlich ein bisschen beruhigt. Vorher war mir gar nicht so bewusst, wie sehr Kirche bzw. Gottesdienste sich auch wie Heimat für mich anfühlen können, wenn man weit weg von zuhause ist. Interessanterweise bin ich aber hier in Berlin weiter von zuhause entfernt als ich es in Izieu sein werde ;-)
Der Altarraum der Kirche |
Irgendwie war es auch ein bisschen emotional, die kleinen Ministrant:innen zu sehen, die noch nicht lange ministrieren und dann nicht wissen, wer jetzt wohin muss. Wenn ich so nachdenke, ist meine Zeit als Ministrantin noch nicht so lange her und hat mich definitiv geprägt. Die ganzen Gottesdienste, in denen man dann teilweise müde, teilweise aufgeregt die Wände angeschaut hat und Angst hatte, Fehler zu machen, scheint so weit weg. Der Gottesdienst und seine Abläufe heute Morgen hatten daher an sich etwas Vertrautes.
Als ich mich also heute Morgen in der Kirche vorstellen durfte und meine Zukunftspläne für die nächsten 12 Monate präsentiert habe, habe ich dann gemerkt, wie weit ich gekommen bin und wie sehr sich meine Zukunftspläne im Vergleich zu damals geändert habe. Früher konnte ich mir nie vorstellen, mal ein Jahr von meinem Zuhause wegzugehen, doch jetzt steht bald meine Ausreise bevor.
Schön war es auch, mal fremden Menschen zu erzählen, was ich machen werde und von Fremden erzählt zu bekommen, dass sie es sehr schätzen, dass es Jugendliche/ Menschen gibt, die sich auf ein Jahr in einem fremden Land einlassen und versuchen Frieden zu verbreiten und an die Opfer der NS-Zeit zu gedenken. Der Pfarrer hat auch mehrmals betont, wie stolz er ist, dass wir Jugendliche uns zu dieser Reise bereit erklären. Nach dem Gottesdienst wurden wir dann noch zum Kirchen-Café eingeladen. Dort haben wir dann in Gesprächen Fragen geklärt und über die Wichtigkeit der Arbeit von ASF geredet. Viele Kirchenbesucher:innen hörten dann interessiert und gespannt zu und stellten Fragen.
War heute eine echt schöne Erfahrung und nochmal einen schönen Rahmen, um uns von Deutschland zu verabschieden. In Izieu möchte ich dann auf jeden Fall auch mal in einen Gottesdienst bzw. in die Kirche gehen. Morgen ist schon Halbzeit auf dem Ausreiseseminar und bald geht es also richtig los…
Einen schönen Sonntag an alle!
A bientôt !
Matthea