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L’histoire de la Maison d’Izieu

Salut, 


 

Jetzt habe ich mich tatsächlich doch länger nicht gemeldet, auf Instagram bin ich aktiver, also folgt mir gerne da: mattheavaenfrance

Schon fast drei Monate lebe ich mittlerweile in Izieu und kann es meistens selbst noch nicht ganz glauben, obwohl ich eigentlich eine ganz gute Routine gefunden habe. Die Arbeit finde ich immer noch sehr interessant, denn derzeit arbeite ich am Katalogisieren vom Propaganda-Zeitschriften von 1940-1945, die gespendet wurden. Interessant ist es, die subtile Propaganda zu sehen, die in diesen Zeitschriften ans Ausland



angepasst wird. Denn die Zeitschriften, die ich bearbeite, dienten der Wehrmacht als Presseorgan im Ausland.

Eine Frage habe ich jedoch immer noch nicht geklärt: 

Wo arbeite ich denn genau? 

Die Maison d’Izieu, Musée Mémorial des Enfants d‘Izieu, ist ein Ort, um an die Kinder von Izieu zu erinnern und über die Geschichte Frankreichs während des Zweiten Weltkriegs zu informieren. Nach dem Waffenstillstand 1940 beginnt das Vichy Regime eine autonome antisemitische und xenophobe Politik. Durch Gesetze im Oktober 1940 wird etabliert, ab wann man als jüdisch gilt und dass ausländische jüdische Familien in Internierungslagern eingesperrt werden dürfen. Im Sommer 1942 wird dann durch französische Initiative die Deportation von internierten Kindern mit dem NS-Regime vereinbart. Vor der Entscheidung Kinder zu deportieren versuchen Hilfsorganisationen die schrecklichen Lebensbedingungen in den Internierungslagern zu verbessern und Kindern eine zweite Chance zu geben, indem man sie in Kinderheimen unterbringt, doch nach der Vereinbarung mit Deutschland schlägt die Hilfe rapide in eine Rettungsaktion um, damit so viele Kinder wie möglich vor der Deportation gerettet werden können. 

Nach der Rettung aus diesen Lagern kommen die Kindern dann in Privathaushalte, Kinderheime oder zu Bekannten und Verwandten. 

Ein solches Kinderheim wurde im Mai 1943 von dem jüdischen Ehepaar Sabine und Miron Zlatin in Izieu gegründet. Beide sind in den 1920er Jahren nach Frankreich immigriert und kommen gebürtig aus Osteuropa, haben aber die französische Staatsbürgerschaft erlangt und stehen für die Werte der Republik ein. Sabine und Miron haben sich in Nancy im Studium kennengelernt und ziehen nach ihrer Heirat nach Landas in den Norden Frankreichs. Nach Ausbruchs des Kriegs, entscheidet sich Sabine, dass sie ihrem Land helfen will und engagiert sich für das Rote Kreuz. Als die deutsche Armee Frankreich besetzt, müssen sie allerdings wie viele Menschen in den Süden Frankreichs flüchten und lassen sich dort angekommen in Montpellier nieder. 

Sabine findet auch dort Arbeit als Krankenschwester beim Roten Kreuz bis die rassistischen Gesetze Vichys es ihr untersagen. Danach sucht sie einen Weg, Menschen, die ebenfalls diskriminiert werden, zu helfen und engagiert sich ab dann für das Kinderhilfswerk OSE (Œuvre de Secours aux Enfants)

Durch zivilen Widerstand vom Unterpräfekt von Belley, Pierre-Marcel Wiltzer, und seiner Sekretärin, gelingt es Sabine Zlatin das Haus “Villa Anne-Marie" in Izieu zu beziehen. Unter dem Namen “Colonie des enfants réfugiés de l’Herault” (Ferienlager der geflüchteten Kinder der Region Herault) nehmen die beiden von Mai 1943 bis zum 06.04.1944 um die 105 Kinder in ihrem Kinderheim in Izieu auf. Izieu ist ein “lieu de passage”, ein Ort der Durchreise. Die meisten bleiben nur wenige Monate oder ein paar Wochen bevor sie zu Verwandten zurückkommen oder in andere Kinderheime verlegt werden. Manche passieren auch die nahgelegene Grenze zur Schweiz. 

Mehr als 60 Kinder werden durch die Maison d’Izieu gerettet, bevor am 06.04.1944 die Gestapo Lyon unter der Leitung von Klaus Barbie kommt und das jüdische Personal, darunter auch Miron, und die Kinder festnimmt, im Gefängnis Montluc in Lyon einsperrt, nach Drancy, dem französischen Transitlager, transportiert und dann nach Auschwitz deportiert. 44 Kinder und 7 Erwachsene werden am 06.04.1944 in Izieu festgenommen und der Großteil von ihnen in den Gaskammern von Auschwitz ermordet. Nur eine Erwachsene, Léa Feldblum, eine Betreuerin, kehrt von Auschwitz zurück.  

Oft wird die Frage nach der Denunziation gestellt, also ob die Kinder von jemandem im Umkreis verraten wurden. Fakt ist allerdings, dass es keine Beweise für eine Denunziation gibt und die Büros des Kinderhilfswerks OSE, das die Kinderkolonie Izieu unterstützt, wenige Wochen vor der Razzia in Izieu von der Gestapo durchsucht werden und dort Hinweise auf die Kinder in Izieu sind. Außerdem waren die Kinder in Izieu nicht versteckt wie man oft vermutet, sondern das Kinderheim war offiziell registriert und legal. Durch die Behörden hätte die Gestapo auch Hinweise auf die Kinder finden können. Es wurde zwar ein Landwirt aus der Region angeklagt und der Denunziation verdächtigt, weil bei ihm einer der älteren Jungs als Helfer gearbeitet hat, doch er wurde am Ende von der Denunziation freigesprochen. Es ist also viel wahrscheinlicher, dass die Gestapo einen anderen Weg gefunden hat

Sabine Zlatin überlebt die Razzia, weil sie am 06.04.1944 nicht in Izieu, sondern in Montpellier ist. Sie versucht das Kinderheim aufzulösen und alternative Unterbringungen für die Kinder zu finden. Ihr Engagement für das Gedenken der Kinder und der Betreuer*innen hält bis zu ihrem Tod an. 1987 wohnt sie als Zeugin dem Prozess Klaus Barbie bei, der über 40 Jahre nach seinen Verbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt wird und im Gefängnis stirbt. Sabine Zlatin stirbt am 21.09.1996 in Paris nach einem langen Kampf für das Gedenken an die Kinder und Erwachsenen. 

1990 wird das Haus, in dem das ehemalige Kinderheim war, durch eine öffentliche Spendenkampagne gekauft und 1994 eröffnet das Musée Memorial des Enfants d’Izieu um an die Verbrechen des Vichy Regimes und des deutschen Staats zu erinnern und das Gedenken der Kinder und ihrer Betreuer*innen lebendig zu halten. Die Missionen für die Maison d’Izieu werden vom damaligen Präsidenten François Mitterand klar geschildert: Izieu soll ein Ort des Gedenkens, der Bildung und des Lebens sein. Denn auch wenn 44 Kinder und ihre 7 Betreuer*innen festgenommen und deportiert wurden, haben über 60 Kinder dank der Maison d’Izieu überlebt.  

Ich hoffe, damit konnte ich euch einen guten Einblick über die Geschichte geben. 


Nachher kommen noch ein paar Einblicke in die letzten 2 Monate.  

Liebe Grüße aus Izieu! 

A bientôt,

 

 

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